„Jüngster Gastaussteller ist der 27-jährige Daniel Bechthold, der mit seinen mystischen und tiefgründigen Motiven in Öl begeistert.“
Holger Hackendahl, Hanauer Anzeiger, November 2016 zur Ausstellung im Schloss Philippsruhe „Weder möchte ich gefallen, noch unterhalten. Ich möchte Bilder schaffen, die mich selbst überdauern. Welten, die das Ergebnis aus dem reinen Unterbewussten sind, das Resultat meiner Erfahrungen und Eindrücke. Ich will Geschichten erzählen, zum Teil auch meine eigene. Sie sollen Menschen die Augen öffnen. Ich möchte sie für einen Moment über den Tellerrand hinaus entführen. Ich möchte einfach malen.“
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Daniel Bechthold, Jahrgang 1987, lebt und arbeitet im hessischen Langenselbold mit Blick auf Weinberg und Felder. Ruhe, Sorgfalt und Hingabe an die handwerklichen Aspekte des Malens kennzeichnen sein Schaffen. Doch Achtung: Das Idyll ist trügerisch. In Bechtholds Atelier entstehen kraftvolle, eigensinnige Werke, die mitunter heftig kratzen und beißen können.
Schon früh entdeckte Daniel Bechthold die Liebe zum Malen und Zeichnen, da er schon als Kind danach suchte, Eindrücke aus unterschiedlichen Medien festzuhalten und spielerisch zu Eigenständigem weiterzuentwickeln. Nicht zuletzt angeregt durch einen starken Konsum der damaligen Comic-Literatur, für die der letzte Pfennig des Taschengelds herhalten musste. Als sensibles Kind und kreativ veranlagter Jugendlicher stieß er in seinem Umfeld kaum auf Verständnis. Der Weg zum Künstlersein war ihm daher alles andere als in die Wiege gelegt. Etwas anderes als ein „normales“ Berufsleben kam zunächst nicht in Betracht, war sogar undenkbar. Das Leben hielt für Daniel Bechthold einige Schicksalsschläge bereit. So zerstörte ein Unfall die Muskulatur der Beine und machte eine lange Zeit der Rehabilitation notwendig, die eine intensive Zuwendung zur Kunst mit sich brachte. Er begann, sich mit unterschiedlichen Malstilen vergangener Epochen auseinanderzusetzen. Erste Versuche aus dieser Zeit in Acryl lassen sich am ehesten dem Impressionismus und der abstrakten Kunst zuordnen. Es folgte eine Phase der Suche nach neuen Ausdrucksformen, der Entdeckung des Expressionismus und der Beschäftigung mit Künstlern wie Francis Bacon, Otto Dix und Zdzisław Beksiński. Neben dem Malen half auch die Philosophie Nietzsches dabei, wieder ins Leben zurückzufinden und wortwörtlich auf die Beine zu kommen. Was uns nicht umbringt … macht uns stärker und Daniel Bechthold womöglich zu einem tiefgründigeren, gereifteren Künstler mit eigenständiger Handschrift und Ausdrucksweise. Erste Ausstellungen erfolgten 2016 im Hanauer Schloss Philippsruh und auf dem Melting Sounds Festival 2017 in Essen. Neben seinen nun surrealistischen, von Vanitas/okkulten Motiven geprägten Ölgemälden ist Daniel Bechthold mittlerweile auch als Illustrator tätig. In Zusammenarbeit mit Herausgeber Ulf R. Berlin entstand 2017 im White Train Verlag das Buch „Dirty Cult“, in dem Autoren und Illustratoren dazu aufgerufen waren, sich mit Bechtholds Ölgemälde selben Titels künstlerisch auseinanderzusetzen. Seine Graphiken sind regelmäßig im Fanzine "NEUER STERN" zu sehen. Nach kleineren Aufträgen für Magazine und Anthologien war der Roman "Klunga und die Ghule von Köln" Bechtholds erste umfassende Arbeit als Illustrator. Heute überwiegend mit Tusche arbeitend folgten weitere Illustrationsarbeiten im Bereich Literatur wie auch Covergestaltung von Musikalben. Bechtholds intensive Bilderwelten sind das Ergebnis bewusster Zusammenarbeit mit Unterbewusstsein und Gefühlen. Nach einer Einordnung gefragt, bezeichnet er seine Werke als dem makabren Surrealismus zugehörig und sich selbst zum Symbolismus zählend. Außerdem wohnt ihm, aller hessischen Wurzeln zum Trotz, eine, wie er sagt „merkwürdigerweise irgendwie osteuropäische Neigung zur melancholischen Betrachtung“ seiner Themen inne. Deren Hauptmotiv ist dabei oft das, was ihn am meisten beschäftigt und fasziniert: der Mensch, dem er nicht immer nur düster, sondern gelegentlich auch mit einer gehörigen Prise Humor und Augenzwinkern begegnet. |